Ein Dorfverein aus Therwil als Pionier des Frauenfussballs in der Nordwestschweiz

Beni Pfister

Es war zur Fasnachtszeit 1972. Eine «Schar wackerer Therwiler Mädchen», sei zu ihm gekommen, weil sie Fussball spielen wollten, erinnerte sich Max Derendinger 1977 in einer Ausgabe der SDFL-Revue. Die «Therwiler Mädchen» waren erfolgreich und Derendinger erster Trainer und Präsident des am 12. März 1972 gegründeten DFC Therwil. Der «Damenfussballclub» bildete eine Sektion innerhalb des FC Therwil und lancierte 1972 ein internationales Frauenfussballturnier. Mit dem Erlös aus dem seither jährlich stattfindenden Turnier finanziert der DFC bis heute einen grossen Teil seines Budgets.

Das NLA-Team des DFC Therwil 1992

Das NLA-Team des DFC Therwil 1992

 

Bereits im Gründungsjahr stieg der DFC in der damals untersten «Damenliga», der 2. Liga, in den Meisterschaftsbetrieb ein und konnte sich schnell etablieren. 1980 gelang der Einzug in den Cupfinal gegen den DFC Bern. Das Spitzenteam aus der Hauptstadt setzte sich am 15. Juni in Bad Ragaz gegen den Dorfverein mit 4:0 durch. 1992 stieg der DFC in die NLA auf. Vorstopperin Tanja Haller erinnert sich an intensive und gute Trainings mit dem für die oberste Liga verpflichteten Trainer Christian Ebner. Vor allem das Trainingslager auf Lanzarote sei intensiv und lehrreich gewesen. Bereits nach wenigen Monaten verkrachten sich aber der Trainer und der Vereinsvorstand. Obwohl die Spielerinnen sich mehrheitlich hinter den Trainer stellten, trennte sich der Verein noch während der laufenden Meisterschaft von ihm, entliess die Spielerinnen und löste das Team auf. Kurz nach dem grössten Erfolg in der Vereinsgeschichte verschwand der DFC Therwil von der Bildfläche.

Trainingslager auf Lanzarote

Trainingslager auf Lanzarote

 

Da der Verein 1990 eine Juniorinnenabteilung gegründet hatte, konnte daraus eine neue Aktivmannschaft aufgebaut werden. Allerdings stieg der DFC Therwil erst auf die Saison 1994/95 wieder in der 2. Liga ein. In den folgenden Jahren kämpfte sich der Club wieder an die Spitze des Frauenfussballs in der Nordwestschweiz empor und etablierte sich als Liftmannschaft zwischen der 1. Liga und der NLB. Weil inzwischen nicht mehr von Damen-, sondern von Frauenfussball geredet wurde, änderte der Club 2007 seinen Namen von DFC in FFC Therwil.

 

Obwohl der FFC Therwil als NLB-Team in die Saison 2018/19 startete, spielt er heute selbstgewählt in der 2. Liga. Nach dem Abstieg in die 1. Liga kam es 2019 im Team zu einem grossen Aderlass, da in der Nordwestschweiz inzwischen mehrere Clubs um die besten Spielerinnen werben. Der Vorstand des FFC beschloss deshalb, das Team mit eigenen Juniorinnen in der 2. Liga komplett neu aufzubauen. «Mittelfristig ist die 1. Liga das realistische Ziel für uns,» sagt Andrea Imhof, die seit 2010 den 250 Mitglieder starken FFC präsidiert. Die ehemalige Torfrau fügt an, dass der FFC von Clubs aus der Stadt Basel überholt worden sei. Die Frauen des FC Basel, die 2009 aus dem Team des FC Concordia Basel hervorgegangen sind, dominieren die Region. Seit Kurzem ist das 1999 gegründete Frauenteam der Old Boys, das in der 1. Liga spielt, die neue Nr. 2. In Therwil nimmt man dies ohne grosses Bedauern zur Kenntnis. «Wir sind ein Dorfverein, und wir werden immer ein Dorfverein bleiben», sagt Imhof.